Übergewicht(Adipositas)
Übergewicht
Die Epidemie des aktuellen Jahrtausends?
Es ist kaum zu glauben: In einer Gesellschaft, in der das Schönheitsideal fast im magersüchtigen Bereich liegt, wird die Bevölkerung immer dicker. Kein Wunder also, dass Diäterfahrungen zum Allgemeinwissen gehören und Kalorienzählen zum Volkssport geworden ist. Der Erfolg solcher Bemühungen ist jedoch meist nur von kurzer Dauer. Schon nach kurzer Zeit sind die zunächst verlorenen Pfunde wieder da und mit Ihnen noch ein paar zusätzliche Kilos. Dieser Jojo-Effekt (der Hungerkuren) führt auf lange Sicht dazu, dass die Dicken immer dicker werden.
Längst ist aus dem „Schönheitsmakel Übergewicht“ ein ernstes medizinisches Problem geworden, das fast alle Industrienationen betrifft. Die Experten schlagen Alarm, die Zahlen sind beängstigend: Das Durchschnittsgewicht der Bevölkerung in den westlichen Ländern steigt alle zehn Jahre um 5 kg.
Nahezu jeder zweite Bundesbürger wiegt bereits zuviel, etwa jeder dritte leidet unter Adipositas - er ist krankhaft dick. Auch in den anderen westlichen Ländern zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. So sind in den USA mehr als die Hälfte aller Bürger übergewichtig, und in England hat sich die Zahl der Adipösen von 8 % im Jahr 1980 auf heute über 20 % gesteigert.
Gewichtige Formen
Für die Beurteilung des Körpergewichtes wurde lange Zeit die Brocasche Formel, Normalgewicht =Körpergröße (in cm) - 100, zu Grunde gelegt. Über- oder Unterschreitungen dieses Normalgewichtes gelten als Über- oder Untergewicht. Um das sogenannte Idealgewicht zu erreichen, wurden vom Normalgewicht noch einmal 10 % (für Männern) bzw. 15 % (für Frauen) abgezogen. Für einen Mann von 1,75 m Größe wären das 67,5 kg, und eine 1,70 m große Frau dürfte im Idealfall 59,5 kg wiegen.
In Deutschland besitzen nach Schätzungen von Fachleuten nur etwa 10 % der Bevölkerung ein Idealgewicht. Nach dieser Formel spricht man von einer Adipositas, wenn das Normalgewicht um mindestens 20 % überschritten wird.
In den letzten Jahren hat sich allerdings weltweit der Body-Mass-Index (BMI) zur Bestimmung von Übergewicht und Adipositas durchgesetzt.
Body-Mass-Index (BMI)
Body-Mass-Index = Körpergewicht in kg/(Körpergröße in Meter)2
Man versteht unter BMI den Quotient aus dem Körpergewicht in kg durch das Quadrat der Körpergröße in m.
Internationale Klassifikation der Adipositas nach der WHO:
BMI |
|
<18,5 | Untergewicht |
18,5 - 24,9 | Normalgewicht |
25 - 29,9 | Übergewicht |
30 - 34,9 | moderate Adipositas (Klasse1) |
35 - 39,9 | Schwere Adipositas (Klasse 2) |
> 40 | Morbide Adipositas (Klasse 3) |
Waist-Hep-Ratio (WHR)
Besser noch lässt sich das mit einer Adipositas verbundene gesundheitliche Risiko bestimmen, wenn auch die Fettverteilung berücksichtig wird. Es ist bekannt, dass die abdominelle Adipositas, der „Schmerbauch“ der wohlbeleibten Männer, wesentlich häufiger mit Herzkreislauferkrankungen einhergeht als die typisch weibliche periphere Fettleibigkeit, bei der der Speck auf den Hüften und den Oberschenkeln sitzt und in erster Linie Gelenke und Wirbelsäule belastet. Mit der Berechnung der Quotienten aus Hüft- und Taillenumfang (WHR= Waist-Hep-Ratio), der bei Männer 1,0 und bei Frauen 0,85 nicht überschreiten sollte, können die Adipositasformen bestimmt werden.
Einteilung der Adipositasformen in Abhängigkeit von Hüft- und Taillenverhältnis
Adipositasformen | Männer | Frauen |
Abdominelle (android) | >1,0 | >0,85 |
Peripher (gynoid) | <1,0 | <0,85 |
übergewichtige Kinder
Die Rolle der Gene
Warum wird der eine dick und der andere nicht?
Mit dieser Frage beschäftigen sich die Adipositasforscher ebenso intensiv wie Übergewichtige.
Während die Schlanken Adipöse für disziplinlosem Vielesser halten, die unkontrolliert ihrer Esslust frönen und dabei Ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, machen die Betroffenen meist die Veranlagung für Ihr Gewicht verantwortlich: (Meine Drüsen funktionieren nicht richtig) (Ich habe schwere Knochen) oder (bei meiner Mutter war das genauso). Die Wahrheit scheint wie so häufig in der Mitte zu liegen.
In großen Familienstudien konnte in den letzten Jahren gezeigt werden, das der Body-Mass-Index von Adoptivkindern oder getrennt aufgewachsenen Zwillingen immer mit den biologischen Eltern übereinstimmen. Die genetischen Einflüsse spielen offensichtlich eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer Adipositas. Aber nicht jeder erblich Belastete muss zwangsläufig dick werden. Man kann davon ausgehen, dass die Polyphagie (übersteigerte Esslust oder Gefräßigkeit) letztlich den Ausschlag für eine Adipositas gibt.
Ein bereits bestehendes Übergewicht kann nach wie vor nur durch Kalorienreduzierung und viel Bewegung zu Leibe gerückt werden. Die Appelle, weniger zu essen scheinen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein, die Aufforderungen zu mehr Bewegung hingegen nicht.
Diese Schlussfolgerung lässt eine schottische Studie zu, die belegen konnte, dass der Kalorienverbrauch in den letzten 20 Jahren von tägl. 2900 auf 2200 kcal gesenkt wurde.
Da der Energieverbrauch allerdings im gleichen Zeitraum noch stärker zunahm, nahm das Durchschnittsgewicht der Bevölkerung weiter zu.
Schwere Risiken
Adipöse leben kürzer, das Wissen auch die Versicherungsgesellschaften, die ihre Prämien teilweise nach dem Körpergewicht ausrichten. Eine Faustregel besagt, dass 15 kg Übergewicht 5 Lebensjahre kosten. Bei schmelzenden Pfunden erhöhen sich die Aussichten auf ein langes Leben wieder: Eine Gewichtsabnahme von 10 kg und mehr verringert das Sterblichkeitsrisiko um 30 %.
Wie eng die Adipositas mit anderen chronischen Krankheiten verknüpft ist, zeigen die folgenden Zahlen:
80 % aller Typ II Diabetiker sind adipös, ebenso 50 % aller Hypertonika (Bluthochdruck), gleichzeitig weisen 50 % aller Adiposen erhöhte Blutdruckwerte auf. Patienten mit koronarer Herzkrankheit haben bereits bei einen Body- Mass-Index von 28 kg/m2 eine 70 % höhere Sterblichkeit als solche mit einem Body-Mass-Index von 22 kg/m2. Dieser BMI kooperiert mit der niedrigsten Sterblichkeit.
Adipositas ist aber nicht nur ein kardiovaskulärer ( Herzgefäßsystem) Risikofaktor, sie hat auch andere chronische Krankheiten im Schlepptau: dazu gehören Gallensteinleiden, Fettleber, arthrotische Veränderungen an den Gelenken, Gicht, Verstopfung, Migräne, Krampfaderprobleme, erhöhtes Operationsrisiko und verschiedene Krebsarten (Dickdarm, Brust, Prostata, Gallenblasenkrebs). Nicht zu vergessen sind auch die psychosozialen Probleme, die eine Adipositas mit sich bringen kann. Sie beginnen häufig mit einen verminderten Selbstbewusstsein und enden in sozialer Isolation und Depressionen.
Langfristige Reduktion
Das Ziel einer effektiven Adipositastherapie ist nicht der schnelle Erfolg, sondern der langfristige Erhalt der erreichten Gewichtsreduktion. Hier zeigt sich aber das eigentliche Problem. Jeder adipöse weiß, dass es viel leichter ist, kurzfristig extrem Diäten einzuhalten, als über Jahre, vielleicht sogar ein Leben lang, eine kalorienreduzierte Mischkost zu sich zunehmen. Dies funktioniert nur, wenn der Therapeut den Diätwilligen zu einer richtigen, sorgfältig abgestimmten Ernährung hinführt, und dieser mit Hilfe einer vorangegangenen Ernährungsanamnese seine Ernährungsfehler erkannt hat. Das gestreckte Ziel ( z. B. Gewichtsreduktion um 5 - 10 %) muss unbedingt auch tatsächlich erreichbar sein. Auf Schnelligkeit kommt es dabei nicht an, ein Kilogramm pro Woche ist genug. Ebenso wichtig, ist es, die Ernährungsumstellung schrittweise vorzunehmen und keine direkten Verbote auszusprechen. Letzteres führt nur zu unkontrollierten Ausbrüchen aus dem strengen Regime und nachfolgender Frustration oder sogar zur Kapitulation.
Neben der Ernährungstherapie gibt es noch eine Reihe Therapieverfahren, die dem Übergewichtigen helfen, die Pfunde schmelzen zu lassen: In erster Linie Bewegungstherapie, dann aber auch z. B. Heilfasten, autogenes Training, Akupunktur, Darmsanierung, Ganzheitstherapie, Phytotherapie und die Homöopathie.
Ernährungstherapie
Unter einer Ernährungstherapie darf auf keinen Fall nur Kalorienzählen verstanden werden. Stattdessen sollte es heißen: Das richtige Essen in der richtigen Menge. Dabei muss der Fettkonsum ebenso eingeschränkt werden wie der Zuckerkonsum. Sinnvoll ist eine kalorienreduzierte Mischkost, die möglichst aus frischen Lebensmittel zubereitet wird, um den Vitaminbedarf abzudecken. Dass die weiterbereiteten Fabriknahrungsmittel an den ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten mitbeteiligt sind, zählt zum Allgemeinwissen jedes Ernährungstherapeuten. Vor allem die großen Verführer Kuchen, Pralinen, Schokolade, Konfitüre sowie Konserven und Fabriksuppen gehören dazu. Der Verzicht auf solche Lebensmittel ist in jedem Fall erforderlich.
Schon primitive Völker wussten, dass es eine Beziehung zwischen Ernährung und Schicksal gibt „Der Mensch ist, was er isst“.
Die alte Regel besagt: „Frühstücke wie ein König, iss Mittag wie ein Edelmann, und abends wie ein Bettler.
Heilfasten
Diese als Kur durchgeführte Behandlungen wird je nach Ihrem Entdecker bzw. Entwickler z.B. Buchinger-, Schrot- oder Meyerkur genannt. Sie kann in Kurkliniken oder ambulant durchgeführt werden.
Damit das Heilfasten nicht nur Therapie mit Rückfallmechanismus wird, sollte es am besten in einer Gruppe durchgeführt werden.
Beim Heilfasten gilt: Kaffe, schwarzer Tee, Limonade, jeglicher Alkohol, Nikotin und auch alle Industriezuckerprodukte müssen gemieden werden, da der Heilerfolg umso größer ist, je geringer der Giftanteil in der Nahrung ist. Auf viel Bewegung in frischer Luft achten, das Sonnenlicht ist zur Umwandlung des Provitamin A zu Vitamin A und für den Vitamin D Stoffwechsel nötig.
Autogenes Training
Akupunktur
Phytotherapie
Homöopathie
Die Homöopathie unterstützt die Behandlung des Übergewichtes in besonderer Weise.
Um den Hunger zu zügeln können wir verschiedene homöopathische Mittel geben. Damit werden aber auch andere Organe, der Herzkreislauf oder die Schilddrüse unterstützt. Auch der Stoffwechsel wird verbessert. Hier noch zu berücksichtigen ist, dass durch Homöopathie die psychische Stimmungslage deutlich gebessert wird.
Durch ihren regulierenden Einfluss auf das endokrine System fördern komplex homöopathische Mittel dann auch die Abnahmeaktivitäten des Organismus, wenn keine signifikante Störung des innersekretorischen Drüsensystem diagnostisiert worden.